Michael Andres im Podcast Genuss im Bus

Michael Andres im Podcast Genuss im Bus

Michael Andres im Podcast Genuss im Bus 

Ein Winzerleben im Einklang mit den Rhythmen der Natur

Zu Gast im Podcast "Genuss im Bus" ist Michael Andres vom gleichnamigen Weingut in der Pfalz. Der Ruppertsberger Zweirad-Freak ist zunächst vor allem mit seinen Winzersekten bekannt geworden. Die produziert er seit Anfang der 90er Jahre zusammen mit Steffen Mugler. Die Weine seines eigenen Weingutes standen zunächst immer so ein bisschen im Schatten dieser vorzüglichen, flaschenvergorenen Sekte.

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Michael Andres gehört zur Gruppe der innovativen, experimentierfreudigen Pfälzer Biowinzer

Weil das nun aber seit ein paar Jahren anders geworden ist, weil die Weine von Michael Andres mittlerweile aus dem Schatten der Sekte herausgetreten sind und mit ihrer extrem puristischen, fast ein bisschen kargen und immer unverkennbar mineralischen Stilistik ungemein viel Charakter wagen und damit im Kreise der innovativsten Betriebe der Region angekommen sind, war mein Interesse geweckt. Und so habe ich mich mal wieder mit meinem Bulli auf den Weg gemacht und an einem wunderschönen Vorfrühlingstag in Ruppertsberg Michael Andres ans Mikrofon geholt.

Im Gespräch mit ihm habe ich einen Menschen kennengelernt, der den Winzerberuf voller Respekt und Demut vor den Rhythmen der Natur betreibt, einen Weingärtner, der sich Zeit nimmt, hinzuspüren, zu beobachten und die Bedürfnisse der Rebpflanzen und ihrer Umgebung zu erkunden.

„Nur wenn die sich wohl fühlen, sagt er, wenn die Dinge draußen im Weinberg in Balance sind, schmecken später auch die Trauben und der Wein, der aus ihnen entsteht."

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Von der BASF zurück zu den Wurzeln im Weinberg

Dabei sah es zu Beginn seiner beruflichen Orientierung gar nicht danach aus, dass er einmal Winzer werden würde. Seine Eltern hatten ein bisschen Ackerbau mit Viehzucht betrieben und bewirtschaftenen auch ein paar Hektar Rebberge. Die 80er Jahre waren ökonomisch eine schwierige Zeit, sowohl für die klassische Landwirtschaft als auch für den Weinbau, so schwierig, dass seine Eltern für Michael im Hof keine Perspektive sahen. Und weil der eine oder andere Verwandte und Bekannte gutes Geld bei der BASF verdiente, lautete die elterliche Empfehlung: "Guck doch, dass du da unterkommst."

Und so kam es tatsächlich, dass Michael Andres eine Lehre als Energieanlagen-Elektroniker bei der BASF startete. Im Rückblick meint er:

"Ich muss sagen, das ist eine sehr gute Ausbildung gewesen. Das war ja nicht nur Elektronik, es ging auch um Metallbearbeitung, Schweißen und Drehen. Manches davon hilft mir heute noch hier in meinem Weinbaubetrieb."

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Der Weg zum eigenen Weingut

Nachdem er dann nach dem Ende der Ausbildung von der BASF übernommen wurde, hat es nicht mehr besonders lange gedauert, bis ihm klar wurde, dass er in der Umgebung dieses Chemiekonzerns, in der überall sicht- und unsichtbare Gefahren lauerten, nicht sein Leben verbringen möchte. Er wollte lieber draußen in der Natur arbeiten, keine stinkenden Chemikalien, sondern den wohigen Duft lebendiger Erde einatmen.

Und schon bald zeichnete sich ab, wohin sein Weg ihn führen würde. Mit der Winzerlehre im Weingut Reichsrat v. Buhl und dem anschließenden Studium in Geisenheim verschaffte er sich die nötigen fachlichen Grundlagen. Die nötige Begeisterung holte er sich in den Gesprächen und Tastings mit Kommilitonen, auf Reisen z.B. ins Elsass zu Patrick Meyer und auf zahlreichen Fortbildungsveranstaltungen. Und schon bald wurde ihm klar, dass er seine eigenen Weine machen wollte.

"Gerade wenn man Trauben aus so genialen Lagen wie dem Herrgottsacker oder dem Reiterpfad in Händen hält, will man nicht, dass sie im Meer der Genossenschaftsweine untergehen."

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"Der Wurm ist mein Kollege!"

Michael Andres hat dann im Laufe der Zeit ein sehr eigenständiges Selbstverständnis als Winzer entwickelt und ist mit zunehmender Erfahrung immer konsequenter und beherzter zum Bio-Winzer geworden. Er versteht sich in erster Linie als Landwirt, oder wie es selbst formuliert, "als jemand, der sein Land gut bewirtet, der dem Land ein guter Wirt ist". Den Boden sieht er dabei als "Partner", mit dem man gut zusammenarbeiten sollte.

"Wenn ich dem Boden gut zuarbeite, revanchiert er sich und arbeitet auch mir gut zu. Das ist eine Zusammenarbeit, die riesig viel Spaß macht."

Ein lebendiger Boden ist für die Art, wie Michael Andres Weinbau betreibt, essentiell, sozusagen die Grundlage für alles andere.

"Ich sehe das Bodenleben wie ein Haustier. Das muss ich versorgen. Deswegen begründen wir zwischen den Zeilen und arbeiten dann so, dass wir über die Saison langsam die Begrünung ans Bodenleben verfüttern. Wir stellen also organische Substanz zur Verfügung, damit der Boden und all die vielen Mikroorganismen darin etwas zum Futtern haben und uns eine schöne Krümelstruktur oder Ton-Humus-Komplexe machen können."

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Balance und natürliche Rhythmen im Weinberg

Michael Andres hat beobachtet, dass sich die Reben in einem konventionell bewirtschafteten und mineralisch gedüngten Weinberg in einem anderen, meist nicht natürlichen, sondern aufgezwungenen Rhythmus befinden.

"Die bleiben sehr lange noch sehr grün bis in eine Zeit, wo es eigentlich unnatürlich ist. Das heißt, die Rebe ist in einer falschen Taktung. Die kommt nicht zum Abschluss, wahrscheinlich weil der Stickstoffmotor immer noch am Laufen ist. Wir haben die Reben durch unsere Art, wie wir in den letzten 40 bis 50 Jahren Weinbau betrieben haben, aus ihrem natürlichen Rhythmus rausgeholt. Nun kommt es darauf an, die alten, natürlichen Rhythmen neu zu entdecken."

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Auf dem Weg von der biologisch-organischen zur biodynamischen Wirtschaftsweise

So war es dann auch nur konsequent, dass sich Michael Andres der Biodynamie zugewandt hat, einer Wirtschafsweise nämlich, die für sich beansprucht, auf die natürlichen Rhythmen der Pflanzen einzugehen, mit ihnen und nicht gegen sie zu arbeiten. Aus seiner Sicht war es ein fataler Fehler zu versuchen, den Reben unseren Willen aufzuzwingen.

"Den Rebschnitt hat man den Bedürfnissen der Mechanisierung angepasst. Deswegen wurde die Bogrute immer aus demselben Punkt rausgeschnitten und dadurch der ganze Kopf zerschnitten und letztlich zerstört. Und auch die synthetischen Spritzmittel, die in den Saftstrom der Rebe eindringen, bringen die Rebe in einen anderen Rhythmus rein. Sie verursachen so eine Schockstarre."

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Die Freiheit des Michael Andres

Freiheit spielt im Leben des Michael Andres eine große Rolle. Er meint damit die Freiheit, dass zu tun, was ihm wichtig ist, ihm am Herzen liegt und was ihm am meisten gibt. Für ihn ist das die Arbeit und die Zeit, die er im Weinberg verbringen kann. Damit das möglich ist, nimmt er sich die Freiheit, nicht zu wachsen, sondern ein kleines Weingut zu bleiben. Und dazu gehört für ihn eine weitere Freiheit, nämlich die Freiheit wegzulassen.

"In der Schule habe ich gelernt, was ich alles anwenden kann, was alles in den Wein rein muss, was die Leute mir alles verkaufen wollen. Und dann war es enorm befreiend, als mir allmählich bewusst geworden ist, auf ich alles verzichten kann, wenn ich draußen im Weinberg gut arbeite und gesunde Trauben ernte."

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Der Weg ist das Ziel

Michael Andres lebt stets auf Tuchfühlung mit der Natur und scheut sich auch heute mit Ende 50 nicht, Fragen zu stellen statt sich in Gewissheiten zu sonnen. Gut geerdet und zugleich offen für neue Antworten, neue Begegungen und Inspirationen, das ist der Ruppertsberger Biowinzer und ich bin gespannt, wohin es ihn in den nächsten Jahren noch hinführen und was er auf seinem Weg noch alles entdecken wird. Ganz sicher wird er nicht auf der Stelle treten, sondern weitersuchen, Fragen stellen und dabei kann er sich zu 100 Prozent auf seinen inneren Kompass verlassen, seine offene, feinfühlige Art, die Dinge um ihn herum wahrzunehmen, ihnen zu lauschen und ihre Signale und Botschaften zu entschlüsseln. Das ist, wie ich meine, ein durchaus zur Nachahmung zu empfehlendes Lebensprinzip.

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Johannes Landgraf vom Weingut Becker-Landgraf zu Gast im Podcast von „Genuss im Bus“

Nächste Woche ist der Rheinhessische Winzer Johannes Landgraf vom Weingut Becker-Landgraf in Gau-Odernheim zu Gast hier im Podcast von „Genuss im Bus“. Er sagt: „Mein größtes Glück ist es, mit Julia eine Frau gefunden und geheiratet zu haben, die ich nicht nur sehr liebe, sondern mit der ich auch gemeinsam ein Weingut führen kann, Reben schneiden, Trauben ernten und im Winter dem gärenden Most lauschen, gemeinsam den mystischen Vorgang erleben, wenn aus Traubensaft Wein wird.“

Also, schalte wieder ein, wenn in genau einer Woche die nächste Episode von Genuss im Bus an den Start geht.

Bis dahin mach’s gut und lass es dir schmecken.

Wolfgang





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